VOM FAHRRAD IN DIE CHEFETAGE

VOM FAHRRAD IN DIE CHEFETAGE

Smarte Taschen für Bike und Business aus London

VON NORA MANTHEY

(Veröffentlicht in Das Produktkulturmagazin Ausgabe 1 2015)

Eleganz und Funktion findet man selten vereint in einer Fahrradtasche. Dabei gibt es immer mehr Berufspendler, die mit dem Rad zur Arbeit fahren wollen, im Büroalltag aber schnell auf Herausforderungen stoßen. Zu unterschiedlich sind die Anforderungen an Bike- und Businesskleidung oder -Accessoires.

Hill & Ellis schafft hier Abhilfe mit Stil. Fünf Jahre lang sucht die damalige TV-Regisseurin Catherine Ellis eine Tasche, die auf dem Fahrrad funktioniert und im Büro als Handtasche durchgeht. Als ihre Suche erfolglos bleibt, entschließt sich die Britin 2012, eine solche selbst zu designen. Schick soll die Tasche sein, sich auf dem Gepäckträger transportieren lassen, Sichtbarkeit durch Reflektoren gewährleisten, Wasser abweisen und genug Platz für einen Laptop bieten. Gleichzeitig soll das Handgepäck beim Meeting kein zu offensichtliches Bekenntnis zum Transportmittel sein, wie es manch typischen Radtaschen in greller Farbe, sportlichem Look und sackähnlichem Format zu eigen ist.

Die Designs von Catherine Ellis, die am renommierten Central St. Martin’s Art College in London studiert hat, sind eine Mischung aus klassischer Hand- und Aktentasche. Der Clou der Stücke liegt im Verborgenen, denn alle Fahrrad-Features sind dezent gestaltet oder lassen sich verstecken. Das Modell „Duke“ erweist sich schnell als erster Bestseller und spricht Männer und Frauen an. Catherines Material der Wahl ist Leder, das natürlichen Schutz vor dem Regen bietet. Im Falle eines Wolkenbruchs hilft eine extra Hülle, die an sonnigen Tagen in einer kleinen Tasche ihren Platz hat. Die Clips zur Aufhängung am Gepäckträger verschwinden ebenso in einem aufgesetzten Täschchen mit Reißverschluss, sobald die Tasche vom Rad an den Arm wandert. Eine kleine Metallstange, die die Innenseite vor dem Abrieb am Rahmen schützt, ist geschickt in das Gesamtdesign integriert. An den Außenseiten finden sich kleine Reflektor-Streifen, die vor dem Meeting einfach umgedreht werden können und so ihre Strahlkraft verbergen. Die neue Kollektion heißt und ist „British Made“. Die Leder-Tornister gibt es in verschiedenen, auch kräftigen Tönen mit farblich abgesetzten Riemen.

Der Verkauf läuft über die Homepage von Hill & Ellis, selbst Kunden aus Südkorea haben die cleveren Taschenlösungen dort bereits bestellt. Affiliate-Webseiten mit Fokus auf stylischen Radaccessoires oder britischen Produkten sind ein weiterer Vertriebskanal. Hinzu kommen Händler in Bonn, Brügge und natürlich London, das gemeinsam mit Cambridge und Oxford den bisher größten Markt darstellt. Hier findet man Hill & Ellis nicht nur in Bikeshops, sondern auch in Boutiquen.

Das Marketing besteht vornehmlich aus organisch generierter Pressearbeit. Die Geschichte der Gründerin, die Funktion mit Stil verbindet, gefällt. Neben Radzeitschriften wurden schon die britische Vogue, Esquire und The Observer auf die junge Marke aufmerksam.

Im dritten Jahr verzeichnet Hill & Ellis stetiges Wachstum, das auf einem Umsatz von etwa 50.000 britischen Pfund (gegenwärtig etwa 67.000 Euro) in 2014 aufbaut. Die One-Woman-Show – Catherine hatte ihr Projekt schnell zum Hauptberuf gemacht – ist mittlerweile zu einem vierköpfigen Team gewachsen, die Produktion nicht mitgezählt. 2015 steht Expansion auf dem Plan. Im Sommer sollen Shops in Frankreich, Italien und Deutschland hinzukommen. Diese können dann die neue Kollektion aus Segel- und Öltuch handeln, die sich an Kunden richtet, die es lässig lieben.

hillandellis.com

Picture credits © Hill & Ellis


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