THE DREAMMAKER

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Wenn Träume fliegen lernen

VON SANDY STRASSER

(Veröffentlicht in Das Produktkulturmagazin Ausgabe 3 2014)

Wenn Kinderaugen plötzlich wie von Zauberhand zu strahlen beginnen und die Welt der Kleinen auf einmal nicht mehr dieselbe zu sein scheint, liegt es vermutlich daran, dass Walt Disney seine Finger im Spiel hat. Er gilt als Vater der schönsten Zeichentrickfiguren, die noch heute in jedem Kinderzimmer zu Hause sind. Ob „Micky Mouse“, „Bambi“, „Pluto“, „Goofy“ oder „Donald Duck“, der Name Disney bürgt für die schier unendliche Reise in die zauberhafte Welt der Kindheit.

Walter Elias Disney wird am 5. Dezember 1901 in Chicago geboren. Er gilt als überaus lebhaftes und fantasievolles Kind, das es liebt, sich in seine eigene kleine Welt zu träumen. Schon früh entdeckt er seine Leidenschaft für das Malen und Zeichnen. Vor allem das Porträtieren von Tieren fasziniert ihn. Er bringt sie so gerne zu Papier, dass er beschließt, diese Leidenschaft zu seinem Beruf zu machen. Sein großer Traum: Eines Tages einen Zeichentrickfilm auf die Leinwand bringen, in dem Tiere die Hauptrolle spielen. Die Menschen sollen die großartigen Wunder der Natur sehen und begreifen.

Ein paar Jahre später, während seiner Zeit am College, begegnet er dem Künstler und seinem späteren Wegbegleiter Ub Iwerks. Sie verbindet sofort eine innige Freundschaft, da sie ähnliche Gedanken und Ziele haben. Um diese zu verwirklichen, machen sie sich kurzerhand zusammen mit Walt Disneys Bruder Roy selbstständig. Es entsteht eine wunderbare Reihe von Kurzfilmen, die den Titel „Alice Comedies“ trägt. Schon damals liebt Disney es, Trickfilm mit realen Schauspielern zu mischen. Es scheint als verschmelze durch seine Hand die reale Welt mit den Träumen und Sehnsüchten der Menschen, die tief in ihnen wurzeln. Bereits mit seiner ersten großen Produktion „Oswald der lustige Hase“ berührt er die Herzen der Menschen im Sturm. Die Figur gilt als Vorläufer von „Micky Mouse“, der noch im gleichen Jahr von ihm zum Leben erweckt wird.

Nach weiteren Erfolgen mit den berühmten Alice-Filmen geht Walt Disney nach Los Angeles, um seine weiteren Ideen in Trickfilme umzusetzen – die Disney Company wird geboren. Wenig später gelingt ihm mit Micky Mouse dann endlich auch der internationale Durchbruch. Der Film wird zum Riesenerfolg und die kleine Maus zum Weltstar. Disney übergibt von nun an das Ruder hinsichtlich der Konzeption und Umsetzung seiner Figuren an seinen Freund Iwerks. Um sein Glück vollkommen zu machen, heiratet er noch im selben Jahr seine große Liebe Lillian Bounds. Gemeinsam bekommen sie zwei Töchter – Diane Marie und Sharon Mae. Den Namen Micky Mouse verdanken die Fans übrigens einer Idee von Walts Frau Lilian. Ursprünglich sollte Micky den Namen „Mortimer Mouse“ tragen.

Eine weitere Weltsensation gelingt Walt Disney dann fünf Jahre später mit „Steamboat Willie“, in dem auch „Minni Mouse“ ihre erste Rolle spielt. Hier kombiniert er zum ersten Mal gezeichnete Bilder mit Ton- und Musikeffekten und sorgt damit für absolute Begeisterung bei allen Filmschaffenden. Parallel dazu produziert er zudem die Silly-Symphonies-Reihe, in der er bewusst neue Animationstechniken ausprobiert. Sein Trickfilm „Von Blumen und Bäumen“ wird der erste Technicolor-Film in der Geschichte mit natürlicher wirkenden Farben. Spätestens jetzt ist Walt Disney im Olymp der Hollywood-Produzenten angekommen.

Doch bei allem Trubel um seine Person hat er nie den Bezug zur Natur verloren. Und so beobachtet er eines Tages beim Spazierengehen eine Gruppe von Enten, die durch ihr lautes Geschnatter seine Aufmerksamkeit auf sich ziehen. Ihr aufbrausendes Wesen setzt er mit dem Jähzorn einer ungeschickten Person gleich. Die Idee zum Kultcharakter Donald Duck entsteht, der bald schon eine der wichtigsten Rollen in der Welt der Disney-Figuren einnehmen wird. Sein unverkennbares Markenzeichen ist bis heute das blaue Matrosenshirt. Und genau wie in seinen Kompagnon Micky verlieben sich die Zuschauer binnen Sekunden in die quirlige Ente – die Verkaufszahlen an den Kinokassen erreichen Rekordsummen.

Ein Großwerk gelingt Disney aber mit der Zeichentrick-Verfilmung „Schneewittchen und die Sieben Zwerge“ von 1937, die als erste ihrer Art von der Filmakademie in Hollywood einen Ehren-Oskar erhält. Die Auszeichnung besteht, passend zum Thema, neben einer regulären Trophäe aus sieben symbolischen Miniaturausgaben. Danach dreht Walt Disney den ersten abendfüllenden Zeichentrickfilm fürs Kino. Produktionen wie „Pinocchio“ oder die bezaubernde Geschichte um „Bambi“ folgen. 

In den kommenden Jahren kommen Disneys erste große Spielfilme auf die Leinwand. Nachdem er bereits mit „Die Schatzinsel“ internationalen Ruhm genießt, entsteht wenig später der Klassiker „Alice im Wunderland“. Zur selben Zeit erwirbt Disney in Anaheim bei Los Angeles ein riesiges Areal und baut dort den ersten Themenpark mit verschiedenen Fantasiewelten. Dieser wird ein solcher Erfolg, dass das Gelände schon nach wenigen Monaten den hohen Besucherzahlen nicht mehr standhält und im darauffolgenden Jahr mit der Planung von „Disney World“ bei Orlando in Florida begonnen wird. Disney avanciert zum Helden aller Kinder und gleichzeitig zum Pionier der modernen Freizeitindustrie.

Mit dem Märchenfilm „Mary Poppins“, mit Julie Andrews in der Hauptrolle, entsteht 1964 seine vorerst letzte große Kinoproduktion. Zwei Jahre später stirbt Walter Disney. Doch das großartige Vermächtnis von ihm lebt bis heute durch seine liebenswerten Zeichentrickfiguren weiter. Damit hat er uns gezeigt, dass Träume fliegen lernen können, wenn man nur fest genug daran glaubt. 

thewaltdisneycompany.com

waltdisney.org

Picture credits © Disney


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