Travelling the Coastline
VON ANJA FAHS
(Veröffentlicht in Das Produktkulturmagazin Ausgabe 2 2014)
Der neue Trendsport verbindet Wanderungen an Land nahtlos mit Ausflügen in die Unterwasserwelt. Dabei machen das Eintauchen in die Naturgewalt des Meeres und das Einswerden mit dem Ozean, über mehrere Tage hinweg, den Spirit und die Faszination des Seatrekkings aus.
„Das Meer ist die Herausforderung. Der Weg ist das Ziel – keine Grenzen“, sagt Bernhard Wache über den neuen Trendsport „Seatrekking“, den er selbst entwickelt hat. Dabei wird eine festgelegte Route durch Schnorcheln und Freitauchen (Apnoe) über mehrere Tagesdistanzen hinweg bewältigt. Die Küsten- und Meereswanderer sind mit einem wasserdichten, schwimmfähigen Rucksack ausgestattet, in dem sie ihr Gepäck und ihre Ausrüstung transportieren – an Land auf dem Rücken, im Wasser wird das Gepäck schwimmenden hinter sich hergezogen. Die Seatrekker reisen entlang der Küstenlinie, erforschen und entdecken die Natur – über und auch unter Wasser.
Übernachtet wird an Land, direkt an der Küste unter freiem Himmel. Kleine Buchten oder schützenden Felsen bieten Zuflucht. So werden bekannte Trails an Land um eine Vielzahl unentdeckter Strecken entlang der Küsten und in den Gewässern erweitert.
Einer der beeindruckenden Trails geht vier Tage an Elbas schönsten Küstenabschnitten entlang. Dabei muss auch einen Tag lang eine Offshore-Strecke von fünf Kilometern Länge bewältigt werden. Der Trail „Stella-Gemini“ startet auf der Insel Elba am Hotel Stella Mare in Lacona. Um sieben Uhr morgens macht sich die Trekker-Gruppe auf den Weg zu einer kleinen Kiesbucht. Diese geschützte Bucht mit ihrem ruhigen Wasser bietet sich für ein erstes statisches Apnoetraining an. Dann geht es die im Wasser flach abfallende Küste entlang. Bei Tauchgängen in fünf bis zehn Metern Tiefe sind über wehenden Seegraswiesen Schwärme von Goldstriemen, Meeräschen und silbrig glänzenden Sardinen zu bestaunen. Das erste Basiscamp wird an Land in einem kleinen, windgeschützten Canyon errichtet.
Jeder hat nur wenig Gepäck dabei. So reist man flexibel und bleibt spontan, meint Bernhard Wache. Die Ausstattung beim Seatrekking besteht aus einer Schnorchel- bzw. Apnoeausrüstung mit Neoprenanzug, Taucherbrille mit Schnorchel und langen Flossen. Proviant, Schlafsack und weiteres Equipment finden in den von der Firma „Áetem“ selbst entwickelten wasserdichten Rucksäcken Platz. Aetem wurde von Bernhard Wache zusammen mit einer Gruppe von Freunden und begeisterten Seatrekkern gegründet.
Die Reduktion des Gepäcks und die Möglichkeit, sich im Wasser und an Land fortzubewegen, machen den Sport zu einer der einfachsten und unabhängigsten Arten des Reisens durch die Natur.
Am nächsten Tage geht es weiter Richtung Capo Stella. Hier bieten sich immer wieder Tauchausflüge in zehn bis zwanzig Metern Tiefe in den zerklüfteten Canyons des Stella-Seeberges an. An den Überhängen entdecken die Seatrekker gelbe Krustenanemonen, Seespinnen, Meeraale und eine eineinhalb Meter lange Muräne. In den oberen Wasserschichten tummeln sich Schwärme von Bindenbrassen. Am Nachmittag wird es in Spiaggia Piccola an der Ostseite der Halbinsel Stella spannend: Dieser Küstenabschnitt ist durchsetzt von bis zu 40 Meter langen Unterwasserhöhlen in Ufernähe – ein Eldorado für die Seatrekker.
Der Sonnenaufgang um 6.30 Uhr am nächsten Tag ist herrlich. Das Licht kriecht über die Schlafsäcke und weckt bald auch den tiefsten Schläfer. Heute wartet die anspruchsvollste Etappe: Fünf Kilometer Offshore-Trail bis zum Scoglio Corbella (Affenfelsen). Das unendliche Blau des 100 Meter tiefen Marconegolfs durchflutet alle Sinne. Die Schwimmer schweben zwischen den Lichtnadeln der Sonne, die sich in der Tiefe des Meeres verlieren. Navigiert wird über einen Pathfinder am Handgelenk, der den direkten Weg zwischen Anfang und Ende der Strecke vorgibt.
Nach fünf Stunden ist es geschafft. Schemenhaft tauchen die Gesteinsformationen des Scoglio Corbella auf und geben dem Auge nach den Stunden in der Schwerelosigkeit des Meeres wieder Halt. Für viele war dieser Abschnitt ein sicherlich sehr intensiver Kontakt mit sich selbst. „Seatrekking ist ein Individualsport“, sagt Bernhard Wache. „Das Meer ist eine so große Herausforderung, dass man sich eigenständig damit auseinandersetzen muss. Bei diesem Sport weißt du sehr schnell wieder, wer du wirklich bist, was du kannst, und was du besser lässt.“
Nach einer weiteren Etappe sind die Gemini-Inseln erreicht, wo die Seatrekker erst einmal Pause machen und zwei Tage bleiben. Zeit für Wasserspaß wie Cliff-Jumping, Deep Water Solo, Freitauchen am Riff oder einfach nur Ausruhen am Strand. Danach kommt die letzte Etappe, wunderschön und viel einfacher als die vorherigen Etappen. Es geht einen knappen Kilometer entlang der Steilküste unter der Villa Glaucos, dem Haus von Jean-Jacques Mayol und endet an einer versteckten Bucht. Der Weg führt durch einen grünen Canyon hinauf und weiter über die erste Straße seit fünf Tagen zur Innamorata-Bucht, zurück in die Zivilisation.
„Seatrekking verfolgt nicht das Schwimmen von Punkt A nach B als sportliche Disziplin, sondern sucht das Erlebnis des Meeres in seiner ganzen Dimension: Das Gefühl von Schwerelosigkeit und Fliegen in der Tiefe beim Freitauchen, das Erfahren des eigenen Körpers, der Drift mit der Strömung entlang der Riffkante und das Reisen zu unberührten, unentdeckten Spots. Und das Wichtigste: an diesen kostbaren Orten nichts als die eigenen Spuren im Sand zu hinterlassen“.
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UNTERNEHMENSINFO
Áetem ist ein Start-up-Unternehmen zur Entwicklung von innovativen Produkten für Seatrekker – einer gerade entstehenden Outdoorszene, die Küstengebiete zu Wasser und zu Land erkundet. Mit den wasser- und gasdichten Backpacks von Áetem ist es den Seatrekkern möglich, Ozeane und Küstengebiete beim Schwimmen und Freitauchen zu bereisen. Die Gepäcksysteme bieten großartige Features für alle Sportarten im Outdoor- und Wasserbereich. Áetems Fokus liegt darauf, mit der Philosophie von Seatrekking nicht nur eine neue Sportart zu etablieren, sondern auch eine neue Art des Denkens für nachfolgende Generationen zu fördern.
Picture credits © Cedric Schanze
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