MIT LEIB UND SEELE

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Database Publishing – eine Idee setzt sich durch 

VON BERND SAUTTER

(Veröffentlicht in Das Produktkulturmagazin Ausgabe 4 2018)

Heute wächst alles zusammen, das gilt insbesondere in der Kommunikation. So müssen beispielsweise die Inhalte der Webseiten mit denen der Kataloge übereinstimmen, und damit das gelingen kann, werden Unternehmen, Verbände und Agenturen von Database Publishing-Systemen unterstützt. Wie man sich die Arbeit mit einer solchen Lösung vorstellen kann und mit welchen Herausforderungen Unternehmen dabei rechnen müssen, erzählte uns Michael Lutz, Geschäftsführer bei Codeware, in einem Gespräch über neues Denken und schwäbische Gründlichkeit. 

Herr Lutz, Database Publishing bezeichnet das automatische Befüllen von Designvorlagen mit Texten, Bildern und anderen Informationen. Wie unterstützt eine solche Lösung Unternehmen ganz konkret?

Wenn alles optimal funktioniert und alle Beteiligten einen Prozess und eine Software gefunden haben, die genau passen, dann kann sich der Designer in seinem Gestaltungsprogramm die Daten automatisch per Klick aus der aktuellen Datenbank ziehen, die vom Produktmanagement topaktuell gepflegt ist. Das ist der Idealfall. So entstehen einheitliche und fehlerlose Printprodukte, zum Beispiel Kataloge und Flyer, aber auch eine Website oder andere Onlinemedien. Doch um diesen Idealzustand zu erreichen, müssen zuvor viele richtige Entscheidungen getroffen werden.

Was sind das für Entscheidungen?

Am Database Publishing sind viele Systeme beteiligt, und der Markt ist groß. Man muss sich für diejenigen entscheiden, die individuell passen. Die zwei wichtigsten Systeme sind das Gestaltungsprogramm des Grafikdesigners, meistens Adobe InDesign oder QuarkXPress, und die Datenbanken, aus denen die Informationen gezogen werden, meistens PIM- (Produktinformationssysteme) oder MAM-Systeme (Media Asset Management-Systeme). Unsere Codeware-Lösungen führen das eine mit dem anderen zusammen und berücksichtigen dabei auch den Workflow – vom Briefing über die Abstimmung bis hin zur Produktion des Kommunikationsmittels. Doch die Systemfrage ist nur ein Teil der Lösung. Der andere wichtige Teil ist der Mensch, also die Mitarbeiter, die die Systeme bedienen. Nehmen wir die Gestalter. Seit mehr als 20 Jahren wissen wir, dass Grafikdesigner am liebsten aus ihren angestammten Systemen Adobe InDesign oder QuarkXpress heraus arbeiten. Darum sind unsere Lösungen als Erweiterungen der etablierten Software verfügbar. Unser Produkt Xactuell stellt beispielsweise Texte, Bilder, Tabellen und Sprachversionen aus beliebigen Quellen zur Verfügung. Man ahnt kaum, wie viel Zeit bei Publikationen eingespart wird. Abgesehen davon, sinkt die Fehlerquote dramatisch.

Konzentrieren Sie sich auf die Gestalter?

Ja und nein. Weil wir pragmatisch denken, tun wir in puncto Bedienerfreundlichkeit alles, damit sich Grafikdesigner intuitiv zurechtfinden. Aber wir kümmern uns zusätzlich darum, die Abläufe zu vereinfachen und zu beschleunigen. Damit denken wir deutlich über die Schreibtischkante des Designers hinaus. Mit unserem Kollaborationstool Cockpit bilden wir die Zusammenarbeit eines gesamten Marketingteams ab, sogar über mehrere Standorte hinweg. Eine ausgefuchste Rechteverwaltung regelt, dass jede Person nur das sieht, was sie benötigt. Damit werden Bleistiftkorrekturen auf Ausdrucken ebenso überflüssig wie PDFs mit Kommentaren. Alles bleibt in einem System. Damit jeder Mitarbeiter mit diesem System von Anfang an perfekt umgeht, legen wir großen Wert auf gute Schulungen und Erreichbarkeit im Falle einer akuten Anwenderfrage.

Richten sich Ihre Lösungen an bestimmte Unternehmen?

Nicht unbedingt. Es hat sich gezeigt, dass unsere Lösungen bei Versandhändlern, in der Industrie und bei Versicherern häufig zum Einsatz kommen. Auch im Bereich Freizeit und Reisen sowie bei vielen mittelständischen Unternehmen sind unsere Produkte verbreitet. Natürlich haben sich neben den Marketingabteilungen auch zahlreiche Agenturen für Codeware entschieden. Gerade dort liegen die Vorteile auf der Hand, schließlich müssen Agenturen mit ihren Dienstleistungen einen Mehrwert für ihre Kunden erzielen.

Erzählen Sie uns etwas über Ihr Unternehmen und Ihre Philosophie.

Wir sind ein kleines, aber eingespieltes Team – und zwar aus Überzeugung. Ich selbst bin seit mehr als 20 Jahren hautnah bei der Entwicklung des Database Publishing dabei. Die Erfahrung hat mich gelehrt: Schuster, bleib bei deinen Leisten. Wir konzentrieren uns zu 100 Prozent auf Database Publishing und verzetteln uns nicht, nur weil eventuell ein großer Neukunde etwas ganz Besonderes von uns haben möchte. Diese Haltung schätzen unsere Stammkunden: Was wir machen, machen wir richtig – mit Leib und Seele. Möglicherweise ist diese Einstellung ziemlich schwäbisch. Aber so sind wir halt; unser Slogan „We love Publisching“ zeigt das ganz gut. Wir sitzen ja auch im Herzen Stuttgarts. Innovative IT-Lösungen müssen nicht aus dem Silicon Valley kommen. Stuttgart ist auch ein großes Tal mit vielen „patenten“ Menschen, wie wir im Schwäbischen sagen.

Was hat es mit dem „Publisching Day“ auf sich?

Auf diese Veranstaltung freue ich mich jedes Jahr ganz besonders, weil wir dann im überschaubaren Kreis die aktuellen Trends im Publishing diskutieren. Es ist bewusst keine große Fachkonferenz – eher ein kleiner Kreis mit hochkarätigen Referenten, die sich auf das Thema Database Publishing konzentrieren. Da geht es fast familiär zu. Es finden stets diejenigen zueinander, die übermorgen mit Publishing erfolgreich und wirtschaftlich arbeiten werden. Wir werden im nächsten Jahr einige Fachbeiträge hören, zum Beispiel von Dr. Steffi Burkhart. Sie wird aus eigener Anschauung von der Generation Y berichten, die jetzt die Arbeitswelt schrittweise umkrempelt. Auch Prof. Dr. Arno Hitzges von der Fachhochschule für Medien Stuttgart wird dabei sein. Database Publishing und verwandte Bereiche sind sein angestammtes Fachgebiet. Aber ich freue mich auch auf Haeme Ulrich, der den vielbeachteten publishingblog.ch betreibt. Das wird nicht nur lehrreich, sondern auch unterhaltsam. Und ich möchte nicht verschweigen, dass zwischen den Fachvorträgen genügend Zeit bleibt, um anregende Kamingespräche zu führen.

Wie wird sich die zukünftige Entwicklung in der Arbeitswelt gerade im Publishing verändern?

Der Zeitdruck, unter dem wir alle arbeiten, wird weiter zunehmen. Auch die Medien werden zahlreicher, die mit Database Publishing befüllt werden. Und das Ganze wird unter zunehmendem Kostendruck geschehen. Das ist aber nur eine Seite der Medaille. Auf der anderen Seite erkennen wir, wie sich unsere Konsum- und Arbeitswelt verändert. Das kann auch durch die gesetzlichen Rahmenbedingungen passieren. Nur ein Beispiel: Plötzlich sind wir verpflichtet, bei vielen Prozessen den Datenschutz im Hinterkopf zu behalten. Leider hat die DSGVO nicht nur mehr Datensicherheit gebracht, sondern auch eine gewisse Verunsicherung. Übrigens werden wir auch darauf am Publisching Day eingehen. Ein anderes wichtiges Zukunftsthema ist, dass Arbeitswelt und Arbeitsplatz zunehmend dezentralisiert werden. Die Mitglieder eines Teams sitzen immer seltener im selben Raum. Sie arbeiten in verschiedenen Ländern, gar auf verschiedenen Kontinenten – und dort eventuell im Homeoffice. Was sie dennoch vereint, ist das System, auf dem sie arbeiten. Darum werden wir konsequent unsere Lösungen weiterentwickeln. Wir werden neue Schnittstellen, neue Tools und eine bessere Bedienerfreundlichkeit erzielen. Und wir werden neue Automatismen entwickeln, um mit diesen Technologien die Marketingmöglichkeiten der Akteure weiter zu verbessern. Letztlich ist Database Publishing ein Antrieb für den Unternehmenserfolg. Die nächsten Jahre werden beweisen: Wer dort führend ist, wird sich auch in seinem Markt durchsetzen können.

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MICHAEL LUTZ

Michael Lutz wuchs mit dem legendären Commodore C64 auf. Seither arbeitet er an Verbesserungen. 1995 gründete er Codeware. Mit Xactuell stellte er damals eines der ersten Produkte fürs Database Publishing vor. Heute liegt Xactuell in der Version 8 vor.

codeware.de

Bildnachweis © Cyril Gosselin/Getty Images


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