Internationale Rockbands
und ihre Liebe zu gutem Wein
VON ANJA FAHS
(Veröffentlicht in Das Produktkulturmagazin Ausgabe 3 2014)
Die Liaison von Rock ’n’ Roll und Alkohol begann schon mit dem Klang der allerersten Gitarrenriffs, die jemals gespielt wurden. Und seitdem Sting zusammen mit seiner Frau Trudie Styler ein ganzes Weingut südlich von Florenz kaufte, ist klar, dass Rock ’n’ Roller nicht nur Whisky trinken, sondern auch richtig guten Wein produzieren können. Sting wurde zum besten Vorbild für einen „Rock’n’Roll-Winzer“. Der charismatische Ex-Police-Sänger hat auf seinem Anwesen „Il Palagio“ aus dem 16. Jahrhundert viele Jahre der Restaurierung bewältigt und die Weinberge komplett auf eine nachhaltige biodynamische Bewirtschaftung umgestellt. Jetzt werden hier mehrere Rotweine produziert, die bereits internationale Auszeichnungen erhalten haben. Auf die Frage, was Il Palagio ihm und seiner Familie bedeutet, antwortet Sting: „Wir essen gut. Wir atmen gut. Wir schlafen gut. Wir leben gut. Es fühlt sich einfach sehr gesund an!“
Damit ist er nicht alleine in der Rockszene. Auch die Rolling Stones, AC/DC, KISS, Pink Floyd, Iron Maiden und viele weitere international bekannte Rockbands haben ihre Liebe zu gutem Wein oder hochklassigem Bier und Spirituosen zum Geschäft gemacht. Fast alle Rock’n’Roll-Drinks werden von der Firma „Metal & Wine“ aus Düsseldorf vertrieben. Wir sprechen mit Michael Spreckelmeyer über die Liebe zu ehrlichem Hardrock und zu gutem Wein.
Welches war der erste Rock’n’Roll-Wein, der Ihnen begegnet ist?
Michael Spreckelmeyer: Geburtshelfer für die Rock’n’Roll-Drinks war Motörheads Frontman Lemmy. Als der passionierte „Whisky-Coke“-Trinker von seinem Leibarzt den dringenden Rat bekam, weniger harten „Stoff“ zu konsumieren, aber es auch zu spät sei, den Körper ganz ohne Alkohol darben zu lassen, war schnell der Gedanke geboren, eine eigene Weinkollektion aufzulegen.
Wie entstand daraus das Business „Metal & Wine“?
M. S.: Ganz einfach, der Motörhead-Shiraz schlug ein wie die berühmte „Bombe“, wir konnten uns vor Bestellungen der Fans kaum retten. Viel geholfen hat dabei auch Harald Schmid, der mit Motörhead, parallel zur „The Wörld is Yours“-Tour im Herbst 2011, im Kölner-Studio bei Sat1 eine fantastische Weinprobe zelebrierte. Legendäre Szenen! Danach war bei uns die Hölle los …
In wieweit sind die Rockstars in die Kreation „ihres“ Weins eingebunden? Wählen sie beispielsweise eine bevorzugte Rebsorte und probieren sich dann durch verschiedene Weine, bis sie ihren persönlichen Geschmack gefunden haben? Oder wie läuft der Prozess ab?
M. S.: Wir möchten nur mit Künstlern zusammenarbeiten, die sich nachhaltig mit dem eigenen Produkt identifizieren. Die Vorlieben der Stars klären wir in diversen Vorgesprächen. Sobald beispielsweise feststeht, welche Weinsorte oder Region die Band bevorzugt, treffen wir eine Vorauswahl und probieren dann in teilweise mehreren Tastings verschiedene Weine. Die endgültige Entscheidung fällt dann manchmal erst auf dem Weingut vor Ort.
Welche Bewegründe haben Musiker, eigene Weine zu produzieren oder Beteiligungen an Weingütern einzugehen?
M. S.: Je älter die Musiker werden, desto mehr stellt sich der Wunsch nach Nachhaltigkeit, Genuss und auch stabiler Gesundheit ein. Den „mitalternden“ Fans geht es häufig übrigens genauso. Meist fehlt natürlich das nötige Kapital, direkt ein eigenes Weingut zu kaufen. Aber für wohlhabende Künstler ist es sehr sinnvoll, speziell in Zeiten der weltweiten Schuldenkrise, Teile ihres Vermögens in Sachwerte zu diversifizieren. Ein besonderes Augenmerk liegt hier auf dem Erwerb eigener Weingüter und/oder dem Aufbau strategischer Partnerschaften mit jungen, aufstrebenden Qualitätswinzern.
Welches war das kurioseste Getränk, das bisher für eine Rockband kreiert wurde?
M. S.: Relativ neu und sehr erfolgreich ist der „erste Rock’n’Roll-Champus“ der Welt: Doros Cava Reserva „Hero“. Also ein mit traditioneller zweiter Gärung, genannt „Méthode champenoise“, direkt in der Flasche hergestellter spanischer Schaumwein. Das besondere ist, dass dieser „Cava Reserva“ schon viele teure Marken-Champagner in Blindverkostungen geschlagen hat. Das macht uns schon ein bisschen stolz…
Es werden ja nicht nur Weine von den Rock- und Metal-Bands vertrieben. Welche anderen guten Spirituosen gibt es beispielsweise noch von welchen Musikern?
M. S.: Der Vödka von Motörhead, gebraut mit schwedischem Quellwasser, ist ein geniales Produkt und auch optisch ein Hingucker. Richtig toll ist auch das „Trooper Beer“ von Iron Maiden, welches von einer privaten Brauerei bei Manchester, mit einer 180 Jahre langen Tradition, gebraut wird. Die Brauerei hat auch schon die Auszeichnung „bestes Bier der Welt“ erhalten. Trooper schmeckt so lecker, dass selbst ich, als Weinfanatiker, mir gerne eine Flasche öffne. Die tolle Qualität untermauern auch die hohen Verkaufszahlen von mehr als 3 Mio. Flaschen im ersten Jahr.
Haben Sie einen persönlichen Lieblingswein aus dem Rockstar-Sortiment?
M. S.: Die Rotweine von Pink Floyd, ein Cabernet Sauvignon aus Kalifornien, und von Doro, ein Garnacha aus sehr alten Reben, die in Spanien wurzeln, sind meine aktuellen Favoriten. Ich freue mich auch schon besonders auf zwei neue Weine, einen Primitivo aus Apulien und – endlich – auch meine weiße Lieblings-Rebsorte: Riesling! Die dazugehörenden Stars und Bands darf ich allerdings noch nicht verraten...
Auf welches Rockkonzert freuen Sie sich persönlich in diesem Sommer?
M. S.: Ganz klar: Wacken! Das Wacken Open Air setzt einfach die Maßstäbe mit rund 100.000 Besuchern und ist innerhalb weniger Stunden ausverkauft. Mittlerweile ist das Festival ja auch schon Titelthema in der FAZ und es gibt Großreportagen im ZDF. Generell erlebt der Rock’n’Roll eine gigantische Renaissance. Wie kaum eine andere Marke setzen sich Rock-Bands wie die Rolling-Stones oder AC/DC auch nach 40 oder gar 50 Jahren als Premium-Brands mit steigendem Erfolg in ihren Märkten durch. Und in 2015 geht es auf die nächste TUI-Cruise „Full-Metal-Cruise“ – übrigens mit Rock’n’Roll-Wein-Bar an Bord!
Planen Sie abseits der Rock’n’Roll-Sparte auch Signature-Drinks aufzulegen?
M. S.: Ja, hier sind schon konkrete Projekte in der Planung, unter anderem im Sportbereich. Generell sind für uns starke Fanbindungen und Emotionen interessant. Weiterhin sollte die Kernzielgruppe älter als 30 Jahre alt sein. Aber ganz gleich welche Zielgruppe mit individuellen Signature-Drinks angesprochen wird, für uns bleibt die hochwertige Qualität des Produktes das entscheidende Ziel.
MICHAEL B. SPRECKELMEYER
Michael B. Spreckelmeyer ist Wein-Experte und Gründer der “Genuss-Allianz“ aus Düsseldorf. Die Genuss-Allianz vertreibt exklusive internationale Weine und ausgewählte Slow-Food-Produkte. Michael und sein Team verkosten weltweit, vor Ort in den spannendsten Weinregionen, auf nationalen und internationalen Fachmessen und bei ausgewählten Wein-Events 8.000 bis 10.000 Weine jährlich. Hard-Rock hört der in den USA geborene Unternehmer bereits seit Grundschultagen. Den entscheidenden Einfluss auf die zukünftige Musikleidenschaft gaben AC/DC mit ihrem Jahrhundert-Album “Highway to Hell“.
Picture credits © Alessio Pizzicannella/The Hell Gate/Corbis
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