HELDEN WIE WIR

HELDEN WIE WIR

Joachim Löw und sein soziales Engagement bei Plan International

VON SANDY STRASSER

(Veröffentlicht in Das Produktkulturmagazin Ausgabe 3 2014)

Deutschland ist Fußball-Weltmeister 2014. Die Euphorie darüber ist auch gut drei Monate nach dem Endspiel noch immer spürbar. Joachim Löw hat eindrucksvoll demonstriert, was es bedeutet, eine Mannschaft zu sein, die konsequent füreinander einsteht. Kein Bundestrainer hat je zuvor das Wir-Gefühl so zelebriert wie er. Bereits vier Jahre zuvor bei der WM in Südafrika hat Löw gezeigt, wie wichtig für ihn das soziale Miteinander ist. Gemeinsam mit der Kinderhilfsorganisation Plan International und NIVEA unterstützte er 2010 ein Fußballprojekt in Ruanda. 15 Kinder aus einem kleinen Dorf im Nordosten des Landes durften damals seiner Einladung zum Spiel Deutschland gegen Ghana ins Stadion nach Johannesburg folgen. Für die Kinder ein wahrgewordener Traum. Und für Löw der Beginn einer Herzensangelegenheit.

Dass sie eines Tages bei einem so bedeutenden Fußballevent dabei sein würden wie einer Weltmeisterschaft, damit hätten die 15 Kinder eines Armenviertels aus Ruanda wohl niemals gerechnet. Bis zu diesem Tag, als sie die Einladung des deutschen Bundestrainers erreichte, kannten sie Fußball nur aus dem Radio. Wie ein richtiges Stadion aussieht und welche Atmosphäre zu spüren ist, wenn die Profis hier mit dem Ball zaubern – das alles war für sie nicht einmal zu erahnen. Denn dort wo sie herkommen gibt es keinen Fernseher, keinen Strom, kein fließendes Wasser – noch nicht einmal eine richtige Straße. Und plötzlich stehen sie inmitten von 83.000 Zuschauern in einem Stadion, auf das sich die Aufmerksamkeit der ganzen Welt richtet. Gemeinsam mit Plan International und NIVEA brachte Joachim Löw im Rahmen der damaligen WM ein Sport- und Bildungsprojekt auf den Weg.

Es wurde ein moderner Sportplatz für die Ruhuha-Grundschule im nordöstlichen Teil Ruandas angelegt, auf dem sich die Kinder vor, während und nach der Schule austoben und auf spielerische Weise ihr Sozialverhalten weiterentwickeln können. „Es lernt sich besser, wenn man auch glücklich ist. Für Kinder in aller Welt bedeutet das: spielen können und dürfen.“ Fußball stärke zudem das Selbstbewusstsein und den Teamgeist. „Die Kinder lernen Respekt voreinander zu haben und Regeln zu respektieren“, sagte Löw damals über sein Engagement*. Damit und mit der Einladung nach Südafrika wollte er den Kindern ein unvergessliches Erlebnis bereiten. Für Löw, der mit der 11-jährigen Gloria und dem 9-jährigen Pius seit dieser Zeit selbst zwei Patenkinder bei Plan International hat, sei es eine absolute Herzensangelegenheit, solche Projekte zu stiften und zu fördern. 

Der Bundestrainer ließ es sich zudem nicht nehmen, alle Schülerinnen und Schüler mit Trikots und Fußbällen auszustatten. Mit einem echten Ball aus Leder hatten die Kinder bis dato noch nie gespielt. Ihre Fußbälle bestanden meistens aus Bananenschalen und Plastiktüten, die sie zu einem runden Etwas zusammenbastelten. Denn ein Geschäft, in dem es solche Dinge wie Bälle zu kaufen gibt, sucht man hier vergebens. Und so versteht man auch, weshalb diese Sportart für die Kinder dort mehr als nur ein Spiel ist. Es ist oftmals ihre einzige Möglichkeit, dem traurigen und tristen Alltag für ein paar Augenblicke zu entfliehen und einfach nur glücklich zu sein. Fernab von Sorgen wie Hunger, Armut und Bürgerkrieg, die das afrikanische Land seit Jahrzehnten plagen. Schon ein paar Jahre vor der WM in Südafrika hatte Löw in Kooperation mit der Kinderhilfsorganisation eine Initiative zur Förderung einer Mädchenfußballmannschaft ins Leben gerufen. Heute reist diese sogar in die umliegenden Dörfer, um sich mit anderen Teams zu messen.

Speziell im westafrikanischen Ruanda arbeitet Plan International schon seit über 20 Jahren. Der Fokus dort liegt vor allem in den Bereichen Bildung, Gesundheit sowie Katastrophenschutz. Aber auch in anderen Ländern auf der Welt ist die Organisation direkt vor Ort, um zu helfen. Beispielsweise setzen die Entwicklungshelfer aktuell in der Provinz Zentraljava in Indonesien gemeinsam mit NIVEA ein groß angelegtes Bildungsprojekt um. Denn die Kosten für Schreibmaterial und Schuluniformen in diesen Regionen führen sehr oft dazu, dass lediglich wenige Prozent der Kinder eine Vorschule besuchen können. Hinzu kommt, dass die Schulkinder oft schlechte Lernbedingungen vorfinden, was auf die unzureichende Ausbildung der Lehrer zurückzuführen ist. Zudem herrscht ein Mangel an kindgerechten Unterrichtsmaterialien. Das Gemeinschaftsprojekt ermöglicht 6.000 Jungen und Mädchen im Alter von sechs bis 12 Jahren Zugang zu hochwertiger Bildung. Der Schwerpunkt des Projektes liegt dabei auf der Verbesserung der Lernumgebung sowie der Weiterbildung von 180 Lehrern an insgesamt 30 Schulen. Hierbei wird vor allem Wert auf eine kindgerechte Pädagogik gelegt sowie auf die Sensibilisierung für Kinderrechte.

Vor zwei Jahren haben Plan International und NIVEA Brasilien zudem ein weiteres Projekt gestartet, das Teil der weltweiten „Because I am a Girl“-Kampagne ist. Das Ziel: Die Unterstützung von lokalen Gemeinschaften, vor allem jungen Frauen und Müttern, in der nördlichen Region Codó. Hier hängt der Lebensunterhalt vieler Familien vom Verdienst der Frauen ab, die mit der Gewinnung von Babassuöl, das zur Herstellung von Seife verwendet wird, ihr Geld verdienen. Im Rahmen des Projekts wurden Workshops für Mütter und deren Töchter initiiert, um sie hinsichtlich ihrer Rechte und deren Stärkung aufzuklären. Gleichzeitig fanden sie Raum, um Themen wie Emanzipation und Geschlechtergleichstellung in Gruppen zu diskutierten. Durch die Optimierung der Produktionsstätten vor Ort und das Coaching der Frauen in Sachen Managementtechniken konnte man die Arbeitsbedingungen von insgesamt 110 Frauen verbessern – und damit auch die wirtschaftliche Stabilität ihrer Familien. 

Diese Beispiele sind nur einige von vielen, die zeigen, wie wichtig es ist, dass wir uns unserer sozialen Verantwortung gegenüber der Welt bewusst werden. Sowohl die Industrie als auch wir als Privatpersonen können schon mit wenig Aufwand Großes bewirken und damit helfen, die Welt ein kleines Stück besser und gerechter zu machen.

PLAN INTERNATIONAL

Plan ist eine internationale Kinderhilfsorganisation, die in Entwicklungsländern in Afrika, Asien und Lateinamerika arbeitet und sich für Kinderrechte stark macht. Kinder stehen im Mittelpunkt der Programmarbeit, die in erster Linie über Patenschaften finanziert wird, mit dem Ziel, die Mädchen und Jungen zu stärken und über langfristige Programme und Projekte ihr Lebensumfeld zu verbessern.

plan-deutschland.de
beiersdorf.de

Picture credits © Ben Radford/Corbis


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