Der neue Onlinemarktplatz für innovative Marken, die auf Hochwertigkeit und Fairplay setzen
VON ANJA FAHS
(Veröffentlicht in Das Produktkulturmagazin Ausgabe 1 2014)
Goodz will die erste Adresse für eine wachsende Generation anspruchsvoller und informierter „Prosumenten“ werden. Immer mehr Menschen haben keine Lust mehr auf Produkte, mit deren Herstellungsbedingungen sie nicht einverstanden sind. Aber gleichzeitig wollen sie weder bei der Wertigkeit noch beim Design Abstriche machen. Ob bio oder vegan, fairtrade oder made in Germany, upcycling oder erdölfrei: goodz sieht sich nicht als Autorität, die entscheidet, was ethisch oder nachhaltig ist und was nicht. goodz sorgt einfach für Transparenz und stellt Daten bereit, auf deren Basis User informierte Kaufentscheidungen treffen können. Wie das funktioniert, erklärt uns Jeffry van Ede, Gründer von goodz.com
Ketzerisch könnte man sagen: „Noch ein Onlineshop für Designprodukte mit Öko-Anspruch“. Wie unterscheidet sich Goodz.com von anderen Design-Shoppingplattformen?
Jeffry van Ede: So etwas wie goodz.com gibt’s noch nicht – das kann ich mit Sicherheit sagen. Goodz hat die erste Onlineplattform geschaffen, die grüne und soziale Interessen und Verhaltensweisen anspricht, aber die sich aus der Öko-Nische raus bewegt. Dieser Ansatz positioniert goodz im Vergleich zu anderen eco-orientierten Webshops an das andere Ende des Nachhaltigkeitsspektrums. In der visuellen Ansprache, in der Tonalität, im Content und in der Produktauswahl setzt goodz konsequent auf Design, Qualität und Nachhaltigkeit. Ohne Kompromiss. Goodz hat aus diesem Grund einen Ansatz gewählt, der bewusst Menschen in den Mittelpunkt stellt, statt einer schieren Zusammenfassung von Produkten.
Sie haben persönlich sehr erfolgreich Karriere gemacht und viel erreicht, waren die letzten Jahre Geschäftsführer von Sony Deutschland. Da könnte man sich doch eigentlich zur Ruhe setzen. Warum jetzt das Engagement mit einem Start-up?
J. v. E.: Zur Ruhe? Leider hat der liebe Gott mich nicht mit einem „Pause“-Knopf gesegnet. Auch wenn ich mal in den Urlaub fahre und versuche nichts zu tun, komm ich doch immer wieder mit 20 vollgeschriebenen Bierdeckeln mit Ideen zurück. Und goodz hat eine ganz besondere Bedeutung für mich. Deswegen ist es jetzt nicht mehr ein Bierdeckel – sondern Wirklichkeit. Anderen helfen war und ist mir immer wichtig, es macht mir Spaß. Mit goodz.com helfen wir Konsumenten, die Gutes tun wollen, sich mit den Marken zu verbinden, die Gutes tun. Beide brauchen einander, beide helfen einander, gibt’s denn etwas Schöneres?
Woran haben Sie gemerkt, dass viele Konsumenten eine andere Nachfrage entwickelt und sich ihre Ansprüche an eine Marke geändert haben?
J. v. E.: Genau wie ich stellen sich immer mehr Leute auch mehr Fragen, und zwar die richtigen Fragen! Mir hat jemand mal die verstörende Frage gestellt, warum man sich etwas kauft, was dem Planeten oder anderen Menschen schadet? Nach so einer Frage denkt man doch mal nach, oder? Wir leben in einer ziemlich gut vernetzten Welt – jeder kann sehen, was im Moment passiert, und kann sich vorstellen, was passiert, wenn es so weiter geht. Vor 100 Jahren waren wir mit 1,5 Milliarden Menschen hier auf der Erde. In 2050 werden das 9 Milliarden sein. Und alles muss mehr und billiger werden. Ich habe das Rad nicht neu erfunden, aber kann genauso wie jeder andere einschätzen, was auf uns zukommt und das wir etwas verändern müssen. Und die einzigen, die das können, sind wir, und die meisten wissen glücklicherweise, dass das „ich“ bedeutet.
Wohin wird sich unser Konsumverhalten in der Zukunft weiter verändern?
J. v. E.: Beim zukünftigen Konsum geht es letztendlich um eine Balance, nicht so sehr um die Frage „alles oder nichts“. Aber, wenn wir die Balance selbst nicht suchen, wird die Natur das für uns tun, da bin ich mir sicher. Zum Glück ist die neue Generation von heute schlauer als meine Generation. Meine Generation quatscht noch immer zu viel; analysiert und diskutiert, um vor allem Fehler zu vermeiden. Die jungen Leute ticken anders. Sie gehen drauf los, probieren und experimentieren. Einfach machen, und wenn es nicht klappt, versuchen sie es nochmal anders. Deswegen bin ich so begeistert von all den jungen Marken auf unserer Plattform, und gleichzeitig bin ich glücklich, dass so viele Konsumenten deren Produkte kaufen. Diese junge Generation von Produzenten und Konsumenten wird immer größer und einflussreicher. Sie werden die etablierte Ordnung bis zu dem Punkt herausfordern, an dem sie kippt und Politik und konventionelle Industrie ihr Werte-System anpassen müssen.
Worauf sollte eine junge Brand achten, die sich in unserer neuen Konsumgesellschaft erfolgreich am Markt etablieren will?
J. v. E.: Ich bin keine Autorität, aber meine Meinung teile ich gerne: Auf drei grundsätzliche Dinge sollten sie achten: 1. Wert hinzufügen statt rausnehmen: Mehr und mehr Menschen identifizieren sich nicht mehr so sehr auf der Basis „was ich habe“, sondern „wer ich bin“. Jeder Ansatz in diesem Bereich kann auf loyale Anhänger zählen. 2. Authentizität – Sag, was du denkst und tu, was du sagst. Sei ehrlich mit dir und deinen Kunden. Klar werden einige oder sogar viele nicht mit dir einig sein, aber die, welche es sind, sind die Kunden, die du dann auch verdienst. Und 3. Was immer du machst, glaube an deine Idee und sei von ihr überzeugt. Kämpfe für sie und lauf nicht bei der ersten blutigen Nase davon.
Wie wählen Sie die Brands und Produkte aus, die auf goodz.com präsentiert werden?
J. v. E.: Bevor wir Live waren, haben wir jede Marke selbst angesprochen, die ein „extra +“ hatte. Nicht nur Design + Qualität, sondern auch + Nachhaltigkeit. Im Moment melden sich viele Marken aus ganz Europa bei uns, so dass wir gerade ein bisschen überwältigt sind. Aber wir bleiben konsequent. Wenn eine Marke nicht authentisch nachhaltig ist, mit Bezug auf Umwelt, Gesellschaft oder Gesundheit, dann kommt sie einfach nicht rein. Den nächsten Schritt (Bierdeckel!) überlassen wir unseren Mitgliedern. Ich möchte da noch nicht zu viel verraten, aber mein Glaube an die Macht der Konsumenten wird bei uns einen ganz besonderen Platz finden.
In welchen Produktbereichen oder Industrien würden Sie sich mehr „Bewusstsein“ für Qualität, Design und Nachhaltigkeit wünschen? Von den Herstellern genauso wie vom Konsumenten?
J. v. E.: Da muss ich doch direkt an meine alte Industrie, Consumer Electronics, Games und Mobiltelefone denken. Da kann von beiden Seiten noch viel erreicht werden – Produzenten und Konsumenten. Die Kette ist komplex, aber man kann es schaffen. Noch immer kommen (schädliche) Rohstoffe aus Kriegsgebieten, Menschen werden ausgebeutet und es entsteht am Ende ein riesiger Abfallberg. Brauchen wir als Konsument jedes Jahr die nächste Produktversion? Die Marketing-Maschine der Industrie befürwortet das natürlich. Aber zum Glück gibt es auch hier einen neuen jungen Herausforderer: Fairphone, welchen wir hoffentlich bald auf unserer Plattform begrüßen dürfen.
Was würden Sie persönlich nie kaufen?
J. v. E.: Dinge, die nur ein Status-Zweck haben, ohne wirklich einen funktionellen Mehrwert zu besitzen. Für Premium-Marken bin ich deswegen leider ein schlechter Kunde.
Welches Produkt, das Sie gekauft haben, hat Sie nachhaltig beeindruckt? Können Sie sich daran erinnern?
J. v. E.: Da fällt mir meine alte Jeans ein, die in einer Zeit hergestellt wurde, als Organic Jeans noch nicht auf meinem Radar waren und es sie vielleicht auch noch gar nicht gab. Ich habe diese Hose schon 15 Jahre und 1000-mal getragen. Sie ist viel zu groß geworden (zum Glück), voll mit Löchern, aber ich trage sie noch immer mit viel Liebe. Auch, wenn meine Freundin jedes Mal die Augen verdreht, wenn ich das Ding wieder anziehe.
Sind noch weitere Kategorien bei goodz.com in Planung? Wohin wird die „Konsum-Reise“ gehen bzw. was sind die nächsten Schritte für die Plattform?
J. v. E.: Ja, sicher wird weiter geplant. Bald kommen die Kategorien „Tiere“, „Garten“ und „Office“ dazu – und wir haben noch viel mehr vor. Auch werden wir in eine Kategorie einsteigen, die niemand erwarten würde. Neugierige können im März mal vorbeischauen, wenn sie wollen. Und allgemein wird goodz in zwei Jahren schon sehr anders aussehen als heute. Die Kernidee bleibt natürlich gleich, aber die Bierdeckel haben sich schon wieder gestapelt ...
Jüngst hat das Start-up mit Sitz in Berlin eine Crowdfundingkampagne bei Seedmatch, dem Marktführer in Sachen Crowdfunding, gestartet. Seit Mitte Februar können sich Investoren ab 250 Euro bei goodz beteiligen und bekommen so die Chance auf ein attraktives Investment. goodz möchte mit dem Crowdfunding bei Seedmatch im ersten Schritt 200.000 Euro einsammeln. Das Funding wird bei goodz vor allem für Produktentwicklung, Anwerben von Talenten und Marketing eingesetzt. Über 2.000 User haben sich seit dem Launch bei goodz registriert, der Unternehmenswert der Social Commerce Plattform liegt bei 2,5 Millionen Euro.
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JEFFRY VAN EDE
Jeffry van Ede war ab 1996 bei Sony Europe tätig und wechselte später als Head of Finance and Operations zu Sony Benelux. Von 2008 bis 2010 arbeitete der gebürtige Niederländer bei der Sony Deutschland GmbH, zuletzt als Geschäftsführer. 2013 stieg er als Gründungspartner und Geschäftsführer bei der Social-Commerce-Plattform Goodz GmbH ein.
Picture credits © Brian Powell
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