FASHION SUCHT FAHRRAD

FASHION SUCHT FAHRRAD

Der britische Herrenausstatter Hackett London gestaltet Fahrräder für die Kultmarke Cooper Bikes

VON ANJA FAHS

(Veröffentlicht in Das Produktkulturmagazin Ausgabe 1 2014)

Hackett London, eine Fashion Brand, die wie kaum eine andere Marke für den englischen Gentleman-Style von heute steht, kleidet jetzt auch Fahrräder ein! In Kooperation mit den ebenfalls britischen „Cooper Bikes“ wurden ein Renn- und ein Touring-Rad sowie eine begleitende Bike-Fashion-Kollektion auf den Markt gebracht. 

Hackett London wurde vor über 30 Jahren von Jeremy Hackett und Ashley Lloyd-Jennings gegründet und entstand aus einem Second-Hand-Shop in der New Kings Road in London. Heute betreibt Hackett London weltweit 63 eigene und 59 Linzenz-Stores und ist in 49 Ländern vertreten. 

Jeremy Hackett, Gründer und Chairman von Hackett London, hat mit seinem Style Kultstatus erreicht. Aufgrund seines untrüglichen Gefühls für Stil, Fashion-Etikette und den richtigen Look wird er auch „Mr. Classic“ genannt. 

Wir sprechen mit Jeremy Hackett über seine Leidenschaft für Fahrräder, den typischen britischen Stil und wie internationale Markenwelten von heute aussehen sollten.

Mr. Hackett, sind Sie ein begeisterter Radler oder wieso wollten Sie ausgerechnet Fahrräder gestalten?

Jeremy Hackett: Ich würde ja gerne behaupten, dass ich ein leidenschaftlicher Radler bin. Ehrlich gesagt besitze ich zwar ein Cooper Touring Bike – es steht aber leider nur im Hausflur. Jeden Morgen, wenn ich das Haus verlasse, gehe ich daran vorbei und habe ein schlechtes Gewissen, weil ich das Rad nicht nehme. Ich habe natürlich immer Ausreden parat: es ist zu kalt, es ist zu nass, zu heiß ... aber die Wahrheit ist wahrscheinlich, dass ich einfach zu faul bin. Es ist ein wunderschönes Fahrrad, ein toll gefertigtes Stück Handwerk, ich könnte es an die Wand hängen wie ein Kunstobjekt. Fahrradfahren ist enorm populär geworden und viele unserer Kunden radeln. So war es nur sinnvoll sich damit zu beschäftigen – und Cooper Bikes passte einfach dazu.

Cooper Bikes ist ebenfalls eine traditionsreiche britische Brand. Ist das der Grund, wieso ausgerechnet Cooper als Kooperationspartner gewählt wurde? Oder haben Sie persönliche Beziehungen zu der Marke? Ich habe gehört, dass Ihr erstes Auto, mit dem Sie nach London kamen, ein Mini Cooper von 1960 war...

J. H.: Ich war sofort von der Idee begeistert, mit Cooper zusammenzuarbeiten, denn wir haben die gleichen Markenwerte und ähnliche Kunden. Zugegeben, da ich früher einmal einen Mini Cooper fuhr, war ich auch ein wenig von nostalgischen Gefühlen für diesen Markennamen mit seiner tollen Motorsport-Historie beeinflusst. Als Kind besaß ich eine elektrische Modell-Rennbahn, und ich habe immer noch den Cooper-Miniatur-Rennwagen, den ich damals auf der Bahn im Kreis rasen ließ. 

Wie würden Sie Ihren typischen „Hackett London“-Style beschreiben?

J. H.: Ich würde sagen wir sind eine klassische Brand mit einem modernen, zeitgemäßen Touch.

Wo finden sich diese Merkmale in den Bikes und in der Bike-Fashion-Kollektion wieder?

J. H.: Zuerst einmal denke ich, dass die hohe Qualität, auf die Cooper bei der Herstellung seiner Bikes Wert legt, perfekt zum Anspruch von Hackett passt. Die verwendeten Farben finden sich auch in der Farbpalette der Hackett-Produkte wieder. Der GB-Badge auf dem hinteren Schutzblech ist inspiriert von einem alten Badge, den ich einmal auf dem Flohmarkt gefunden habe, und der eigentlich von einem Motorrad, einer BSA C15 von 1960 stammt – so eine Maschine habe ich sogar zufällig mal besessen. Auch die Radbekleidung repräsentiert den Anspruch, den Hackett an eine komplette Fahrrad-Ausstattung hat: Technisch perfekt mit einem modernen Touch.

Hackett London hat ein umfangreiches Produktprogramm. Es gibt nicht nur Bekleidung, sondern auch Accessoires und eine Vielzahl von anderen Produkten, die alle zu Hackett Londons „Markenwelt“ gehören. Wie muss Ihrer Meinung nach eine stimmige Markenwelt aussehen, um nicht Gefahr zu laufen, beim Konsumenten wie ein Bauchladen zu wirken?

J. H.: Ich wäre ja entsetzt bei dem Gedanken, einen Bauchladen an Produkten haben zu müssen, um Kunden zu gewinnen. Wir sind sehr selektiv bei der Wahl, mit wem wir arbeiten. Unsere Partnerschaften basieren darauf, dass wir die gleichen Perspektiven und Werte teilen. Wir wissen sehr genau, dass die Glaubwürdigkeit einer Marke Grenzen hat. Produkte, die nicht eine für unsere Marken-Reputation notwendige Integrität besitzen, würden wir niemals in unsere Range aufnehmen. 

Reitsport, Tennis, Rugby, Rudern und Motorsports – Hackett London sponsort ganz verschiedene Sportarten. Wieso ein Marketing- und Sponsoring-Engagement in so einem breiten Sportspektrum? 

J. H.: Sich im Sport zu engagieren ermöglicht auch eine Ausdehnung der Produkt-Range auf Fashion, die mit diesen Sportarten zu tun hat. Ich fühle mich geehrt, mit Aston Martin Racing zusammenarbeiten zu dürfen, und unsere Kunden waren von der Kooperation begeistert. Auch bin ich mir nicht sicher, ob es ohne das Sponsoring des British Army Polo Teams heute überhaupt das Hackett Polo Shirt geben würde. Mit unseren unterschiedlichen Sponsoring-Aktivitäten erreichen wir viele verschiedene Kundenzielgruppen.

Könnte die Kooperation mit Cooper Bikes am Ende eventuell auch der Start für ein Engagement im Radsport sein? 

J. H.: Warum nicht? Das ist durchaus möglich. Wir haben früher schon Bicycle Polo gesponsort. Vielleicht können wir einmal ein Hackett/Cooper-Team für ein Charity Match oder etwas Ähnliches zusammenstellen. 

Designer kooperieren ja auch oft mit Automotive Brands. So hat beispielsweise Victoria Beckham das Interieur eines Range Rover Evogue gestaltet oder jüngst auch Ermenegildo Zegna spezielle Stoffe für Maserati. Könnten Sie sich auch eine Kooperation mit einer Automotive Brand vorstellen? Wenn ja, mit welcher? 

J. H.: Die passendste Automarke wäre sicherlich MINI, aber die haben schon eine andere britische Partnerbrand. Aston Martin wäre ein Kandidat – ich sehe förmlich, wie unsere Mayfair-Kollektion das Interieur inspirieren könnte! Ich persönlich fahre seit langem Range Rover und fände die Möglichkeit einer Zusammenarbeit toll. Irgendetwas mit Tweed wäre doch passend ...

Gibt es sonst noch irgendeine spannende Brand, die Sie sich persönlich für eine Kooperation mit Hackett London wünschen würden? 

J. H.: Tennis fände ich gut, auch eines unserer Sponsoring-Engagements. Es würde mir sicher Spaß machen, mit einem der großen Tennisschläger-Hersteller zu arbeiten und einen Hackett-Schläger zu kreieren.

Was ist ein absolutes No-Go in der Men’s Fashion? Was sollte ein Mann niemals tragen? 

J. H.: Wissen Sie, das werde ich sehr oft gefragt. Aber sobald ich über irgendetwas doziert habe, war es plötzlich ganz groß in Mode! Ich mochte noch nie ausgestellte Hosen – also warten Sie mal ab, was Sie in der nächsten Saison auf den Laufstegen sehen werden ...

Haben Sie einen persönlichen Styling-Tipp, mit dem „Mann“ immer gut angezogen ist? 

J. H.: Dress but don’t overdress.

JEREMY HACKETT

Jeremy Hackett ist der Vorsitzende von Hackett London und einer der Unternehmensgründer. In Devizes in der englischen Grafschaft Wiltshire als Sohn eines Textil- und Einrichtungsfachmanns geboren, entwickelte er früh seine Faszination für Mode. In der Schule sorgte sein Gespür für aktuelle Modeströmungen dafür, dass er fortan Trends setzte. Seinen ersten Wochenendjob fand er bei einem Schneider in Bristol – und mit 18 Jahren ging er nach London, um sich gänzlich der Mode zu widmen. Jeremy Hackett arbeitete dort zunächst für die Herrenmodekette Village Gate, eröffnete jedoch bald sein eigenes Geschäft. Im Anschluss war er fünf Jahre lang für John Michael auf der Savile Row tätig, ehe er – zu diesem Zeitpunkt bereits auf dem Second-Hand-Kleidermarkt aktiv – Ashley Lloyd-Jennings traf. Die Partnerschaft führte zur Gründung des Gentleman-Ausstatters HACKETT.

hackett.com

Picture credits © Michael Donne


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