DIGITAL PRODUCT PASSPORT

DIGITAL PRODUCT PASSPORT

VON GABRIEL CHASSEUR
(Veröffentlicht in THE GAZETTE Ausgabe 02 im April 2023)

Mit der neuen Ökodesign-Verordnung der Europäischen Kommission soll ein digitaler Produktpass eingeführt werden, mit dessen Hilfe die Ziele des EU Green Deals erreicht werden sollen. 

Unsere Gesellschaft, sowohl die Konsumenten als auch Unternehmen, zeigen immer mehr Bereitschaft, Verantwortung für ihr Handeln zu übernehmen und im Sinne der Nachhaltigkeit nach Wegen zu suchen, ihren Konsum beziehungsweise die Produktion und Weiterverarbeitung von Produkten umweltfreundlicher und sozial gerechter zu gestalten. Das Problem ist jedoch, dass nur die wenigsten Produkte bisher transparent und zuverlässig wiedergeben, wie nachhaltig sie produziert, verpackt und nutzbar sind. Realität ist, dass unsere derzeitigen Wertschöpfungsketten noch einen weiten Weg von der Linearität zu einer Kreislaufwirtschaft haben, auch wenn es immer mehr Initiativen, Gesetzesentwürfe und Programme gibt, die mithilfe von Kollaboration, Informationen und Technologie dazu beitragen, diesen Weg zu gehen. Was es aber derzeit noch braucht, um all diese Aktivitäten und Einzelziele zusammenzubringen und damit eine echte Transformation unserer globalen Wirtschaft zu erreichen, ist die Standardisierung von Daten, Informationen und Prozessen. Eine Möglichkeit, das zu erreichen, ist der digitale Produktpass.

Der Digital Product Passport (DPP) ist ein digitales Abbild des kompletten Lebenszyklus eines Produkts. Die Daten, die in einem DPP erfasst werden sollen, erlauben eine zuverlässige Rückverfolgbarkeit des Produkts und bilden damit die Basis für eine transparente Kreislaufwirtschaft, die Reduktion von CO2-Emissionen sowie eine nachhaltige Entwicklung von Industrie und Handel. Durch die Standardisierung von Herstellerinformationen erleichtert der DPP die Schaffung dieser nachhaltiger Wertschöpfungsketten.

Und so funktioniert der DPP: Jedes Produkt erhält mit der UID eine einzigartige digitale Identität, die es lokalisierbar und rückverfolgbar macht. Der DPP sammelt sämtliche zu dieser UID gehörigen Daten, die entlang der Wertschöpfungskette entstehen. Dazu gehören beispielsweise Informationen zur Herkunft der Produkte und zu ihren Bestandteilen und wie diese recycelt werden können. Es können aber auch Daten gespeichert werden, die Aufschluss geben über den Wasserverbrauch oder über soziale Komponenten wie den Mindestlohn der Arbeiter, die an der Wertschöpfungskette beteiligt waren. Über die Details herrscht noch keine Einigkeit, klar ist aber, dass die KPIs je nach Branche variieren werden.

Diese Informationen sollen allen Marktteilnehmern zugänglich sein und damit die Kommunikation zwischen Industrie und Handel, Hersteller und Recycling-Unternehmen und Marken und Kunden verbessern, damit sie informierte und bessere Entscheidungen treffen können. Darüber hinaus lassen sich durch die gesammelten Daten viele grundlegende Erkenntnisse schaffen, die – übersetzt in neue innovative Geschäftsmodelle und Kollaborationen – dabei unterstützen, globale Ziele wie Klimaneutralität effektiver und schneller zu erreichen.

Dabei stehen die meisten Industrien im Fokus, darunter die Textil- und Automotiveindustrie, der Maschinenbau oder die Chemiebranche. Im Grunde geht es um jedes physische Produkt einschließlich seiner Bestandteile und Zwischenprodukte, die in den EU-Markt gebracht werden. Das schließt somit alle Produkte ein, die in der EU hergestellt oder in die EU exportiert werden, wodurch der Gesetzesentwurf auch den globalen Handel beeinflusst. 

Die GS1 in Europa arbeitet bereits seit einiger Zeit an der Ausgestaltung eines solchen DPP. Sie betont zudem die Notwendigkeit, damit der DPP mit anderen internationalen Datenstandards in dem Sinne kompatibel ist, dass ein einfacher und zuverlässiger Abgleich und Austausch möglich sind.

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Über die Ökodesign-Verordnung:

Der Gesetzesentwurf zur Ökodesign-Verordnung für nachhaltige Produkte vom 30. März 2022 sieht unter anderem die Einführung eines digitalen Produktpasses vor, der für fast alle in der EU verfügbaren physischen Produkte gelten soll. Bis zum Jahr 2030 sollen durch die Verordnung 132 Tonnen Primärenergie eingespart werden.

 

Über den EU Green Deal:

Der EU Green Deal sieht vor, dass die EU bis zum Jahr 2050 als erste Region klimaneutral werden soll. Darüber hinaus soll das wirtschaftliche Wachstum der EU unabhängig gemacht werden vom Ressourcenverbrauch und alle Menschen und jede Region einbinden. Finanziert werden soll der EU Green Deal zu einem Drittel durch die 1,8 Billionen Euro der Investitionen aus dem NextGeneration EU Recovery Plan und dem EU-Budget der nächsten sieben Jahre.

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Picture credit © Kelly Sikkema on Unsplash


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